Er ist der renommierteste IS-Experte in Europa: Peter Neumann, Professor am „Kings College“ in London, spricht in der neuen Podcast-Folge von BILD-Vize Paul Ronzheimer über die Folgen des IS-Anschlags in Moskau.
Es geht vor allem um die Frage, wie Putin aus dem Anschlag jetzt auch noch eigenen Profit schlägt, sein Volk weiter gegen die Ukraine aufhetzt.
Neumann sagt: „Was Putin eben nicht zulassen kann, ist die Schlussfolgerung, dass er daran Schuld hat, dass die Sicherheitsbehörden versagt haben.“
▶︎ Stattdessen zeige der russische Staat gezielt Härte: „Das sieht man jetzt in diesen Fotos der Folter. Und des Weiteren geht es darum, diesen Volkszorn in die aus Putins Sicht richtige Richtung zu lenken, nämlich gegen die Ukraine. Und das ist ihm zum Teil auch schon gelungen.“
Russlands Präsident hat in verschiedenen Ansprachen immer wieder behauptet, es gäbe eine Verbindung zur Ukraine, auch von seinen Propaganda-Sendern wird behauptet, die Ukraine stecke dahinter, obwohl es dafür keinerlei Beleg gibt. Der IS hat sich dagegen klar zum Anschlag bekannt.
▶︎ Eine weitere Frage lautet: Warum schlugen die Terroristen des afghanischen IS-Ablegers ausgerechnet jetzt in Moskau zu? Neumann: „Die Hauptmotivation dieses IS-Ablegers ist, sich selbst als die größte und wichtigste, als die Führergruppe innerhalb des IS zu etablieren. Das versuchen die seit zwei Jahren mit Anschlägen nicht nur in Russland, sondern auch mit Anschlägen zum Beispiel im Iran, Anschlägen in Istanbul. Und mit Anschlagsplänen in Westeuropa.“
Islamisten „total mobilisiert und elektrisiert“
Neumann sieht daher auch für Europa wieder eine große Bedrohung!
Der Experte stellt klar: „Seit dem 7. Oktober ist die Bedrohung durch den Islamismus, durch dschihadistische Attentäter wieder die größte Terrorbedrohung in Deutschland. Der 7. Oktober, die Terroroffensive der Hamas und alles, was danach gefolgt ist, hat natürlich Islamisten, Dschihadisten total mobilisiert und elektrisiert.“
Könnte auch die Europameisterschaft ein Ziel werden? „Natürlich. Wir hatten oftmals in der Vergangenheit schon Sportveranstaltungen, auch Fußballspiele, die Ziele waren. Beim Anschlag von Bataclan 2015 in Frankreich war auch das Deutschland-Spiel ein Ziel. Da hat es der Selbstmordattentäter glücklicherweise nicht ins Stadion geschafft, sondern wurde davor bereits abgefangen.“
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